Result galt als herausragender Fox Terrier seiner Zeit (aus: The Fox Terrier, 1890)

Jack Russell, Parson Russell oder Russell Terrier?
Rassegeschichte des Parson Jack Russell Terriers

Die Entwicklung der Hunderassen und Entstehung der Rassehundezucht

Im frühen 19. Jahrhundert erfuhren die Naturwissenschaften einen hohen Aufschwung. Der Zeitgeist, die Welt in allen Facetten des Zusammen- und Wechselwirkens verstehen zu wollen, "daß ich erkenne, was die Welt im Innersten zusammenhält", wie Goethe es in Faust I (1808) literarisch verarbeitete, zeigt sich in dem aufwendigen Bemühen um Systematisierung, Katalogisierung und Kartografierung, so dass sich die Naturwissenschaften als eigenständiges, ausfüllendes Aufgabengebiet herausbildeten und allmählich mehr von den Geisteswissenschaften abkoppelten. Diese Herangehensweise schlug sich nach und nach in der Weltanschauuung nieder, und damit wuchs der Wunsch, basierend auf den Beobachtungen mehr Einfluss auf die Natur zu nehmen.

Jean Baptiste Lamarck veröffentlichte 1809 mit seinem Werk "Philosophie Zoologique", in dem naturwissenschaftliche Methodik und geisteswissenschaftliche Ansicht noch verschmolzen, eine frühe Theorie zur Veränderlichkeit der Arten. Als Triebkräfte für die Evolution sah er innere sowie äußere, erworbene Eigenschaften an. Noch heute finden wir diese Theorie in der Genetik sowie in der Epigenetik wieder.

Ein halbes Jahrhundert später (1859) publizierte Charles Darwin "On the Origin of the Species by Means of Natural Selection, or the Preservation of Favoured Races in the Struggle for Life", in dessen Evolutionstheorie er die Varianten qualitativ wertete und somit die Selektion auf erfolgreiche Gene forcierte.

Darwins Cousin Francis Galton forschte ebenfalls an der Vererbungslehre. Nur 10 Jahre nach dem von Darwin gesetzen Meilenstein erschien 1869 seine Arbeit "Hereditary Genius" über die Vererbung geistiger Eigenschaften und damit die Grundlage der Verhaltensgenetik. Seine These unterschied sich stark von der seines Vetters, glaubte er doch an den Einfluss der inneren Einstellung. Überliefert ist sein berühmter "famous walk", seinem Morgenspaziergang, auf den er sich mit der inneren Überzeugung begab, der meistgehassteste Engländer zu sein, und sehr heftige Reaktionen von Menschen und auch Tieren auf seine Ausstrahlung erlebte, die ihn sogar gegenüber dem Tier abwerteten.

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Zu Lebzeiten des Pfarrers Parson John ("Jack") Russell (1795-1883) beeinflussten diese Forschungsergebnisse auch die Tierzucht stark. So wurden während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Hunderassen nach ihrem Gebrauchswert beschrieben. In Großbritannien wurden zu dieser Zeit nur zwei "fuchsjagende Terrierrassen" - fox terriers - unterschieden: der English und der Scotch Terrier. Eine bestimmte äußere Erscheinung wurde nicht primär angestrebt, jedoch wurde versucht, Gemeinsamkeiten der typischen Vertreter zusammenzufassen und aus der Form des Tieres Rückschlüsse auf seine Leistungsfähigkeit zu ziehen.

Die Festlegung der Rassestandards

Die Systematisierung der Arten erhielt ab ca. 1860 auch in der Kynologie Einzug. Mehrere Autoren schrieben damals Enzyklopädien über die Rassen des Hundes. Die detaillierte Beschreibung des Exterieurs verlieh der phänotypischen Erscheinung der Hunde zunehmend Bedeutung. Nach und nach wurden immer mehr Terrierrassen abgegrenzt.

"The Origine Jack Russell Terrier"

Überliefert ist eine Vermessung von etwa 40 Fox Terriern des angesehenen Terrierrichters Edward Sandell von 1875. Diese beschreibt die tatsächlich begutachteten Hunde, nicht das im kurz darauf veröffentlichten Rassestandard für Foxterrier - the fox terrier - gewünschte Idealbild. Der Foxterrier in Reverend John Russells Zeit war demnach im Mittel 14 1/2 inch, also 36,8 cm, groß und hatte einen Brustumfang von 20 1/2 inch, d. h. 52,1 cm. Er wog zwischen 17 und 20 lb. (8,5 - 10 kg). Auch die Proportionen sind sehr exakt wiedergegeben.

Die Terrier Jack Russells

Von John, "Jack", Russell wird erzählt, dass er sich diesen Veränderungen nur sehr mäßig angeschlossen hat. Zwar war er seit Gründung des Kennel Clubs Mitglied und Richter dieser züchterischen Vereinigung, jedoch standen für ihn Wesen und Leistung der Hunde im Mittelpunkt. Seine Terrier zeichneten sich durch Härte, Ausdauer und eine überdurchschnittliche innerartliche Sozialverträglichkeit aus. Über seine Verpaarungen führte er kein Zuchtbuch, seine Stammhündin hat er von einem Milchmann, wie gesehen, erworben.

Parson Jack Russell Terrier, Parson Russell Terrier, Jack Russell Terrier, Russell Terrier - was denn jetzt??

Der Trend zur Neuerfindung der Rassen hält bis heute an, das Besondere, in Darwins Sinne "Überlegene" wird abgegrenzt und die Idee des geschlossenen Zuchtbuchs hat sich bis heute erhalten. Immer mehr Rassen und Rassemischlinge, die sogenannten Designerhunde, bedeuten aber in den einzelnen Varianten eine weitere Verarmung des Genpools.

Mit Anerkennung in den 1990er Jahren - zunächst vorläufig - des Fox-Terrier-Typs, wie man ihn von John Russell kannte, als eigenständige Rasse in der FCI wurde der Begriff Parson Jack Russell Terrier geprägt. Er zählt zu den Hochläufern und entspricht den schon im vorletzten Jahrhundert beschriebenen Proportionen. 2001 wurde er in Parson Russell Terrier umbenannt.

Parallel wurde auf Bestreben der Australier der niederläufige Jack Russell Terrier als neue Rasse in den FCI Katalog aufgenommen. Die Vertreter dieser Rasse sind in den letzten zwei Jahrzehnten deutlich kurzbeiniger geworden und unterscheiden sich auch im Wesen immer mehr von der ursprünglichen Jagdterrierrasse. Im American Kennel Club trägt der 10 - 12 inch (25,4 - 30,5 cm) kleine Terrier die Rassebezeichnung Russell Terrier.

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Renate Eberts | Züchter von und für Parson Russell Terrier
Nosy Nostril | Liebhaberzucht im Klub für Terrier e. V. (VDH / FCI)
Unsere Welpen des Nosy Nostril A-Wurfes wurden am 25.06.2016 geboren.